Zärtlichkeit

Cormier, Robert, 2000
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-7941-4643-7
Verfasser Cormier, Robert Wikipedia
Systematik C01 - Einzelne Autoren
Schlagworte Gewalt, Beziehung, Adoleszenz
Verlag Sauerländer
Ort Frankfurt a. M.
Jahr 2000
Umfang 221 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Robert Cormier
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Gabriele Grunt;
Annotation: Ein anspruchsvoller Thriller, der Serienmorde auch aus der Perspektive des psychopathischen, jugendlichen Täters darstellt, bietet die Möglichkeit zur diskursiven Aufarbeitung des Themas Gewalt.
Rezension: "Eric Poole fing mit Katzen an. Es gefiel ihm, sie zu halten und zu streicheln, die zarten Knochen unter dem Fell zu spüren. Zerbrechliche Knochen, so als würden sie zerknacken und splittern, wenn man sie allzu heftig liebkoste. Was er natürlich tat; dem konnte er unmöglich widerstehen."
Eric Poole hat ein schönes Gesicht, ist hochintelligent und hat das Talent, andere Menschen durch perfekt berechnetes Mienenspiel zu beeinflussen. In den Morden zunächst an Kleintieren, später an drei Mädchen liegt für den gefühlskalten, beziehungsunfähigen Eric eine Form von "Zärtlichkeit", nach der er ein unstillbares Verlangen entwickelt.
Lieutenant Proctor kompensiert seine Einsamkeit, indem er sich der Aufklärung von Serien- und Kindesmorden widmet. Seine Leidenschaft liegt darin, sich in das psychopathische Denken Eric Pooles hineinzuversetzen, um ihn zu Fall zu bringen.
Und dann ist da noch Lori, die 15-jährige Ich-Erzählerin, die sowohl die Einsatzmöglichkeiten der reifen Reize ihres Körpers als auch die ungestillten Bedürfnisse mancher Männer durchschaut und selbst von sexuellen Fixierungen beherrscht wird.
Aus der schicksalshaften Begegnung der drei Figuren in einer Kleinstadt namens Wickburg ergibt sich die Dynamik der Handlung, die durch einen altbewährten Krimi-Trick durchaus befriedigend aufgelöst wird. Auf literarisch anspruchsvolle Weise erarbeitet Cormier das prekäre Thema, indem er brutale Handlungen nie direkt schildert, aber so verpackt, dass auch die Mord- und Selbstverstümmelungsszenen sehr deutlich werden. Bemerkenswert auch die Plastizität der Figuren und die sich im Perspektivenwechsel eröffnende Innensicht aus den Augen eines psychopathischen Serienmörders. All dies lässt trotz aller Drastizität und Schonungslosigkeit des Romans vor einem vorschnellen Aburteilen warnen. Vielmehr gilt es zu überlegen, ob er eine geeignete Möglichkeit der emotionalen Aufarbeitung jener Gewalthandlungen, mit denen Jugendliche viel häufiger in visuellen Medien konfrontiert werden, bieten kann.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Regina Neugebauer;
Ein fesselnder Roman, der in die Tiefe führt; Sehnsucht, Schmerz und Gewalt gehen ineinander über. * (DR)

Anfangs erzählt das 15-jährige Mädchen Lori aus ihrer Sicht das Verhältnis zu ihrer Mutter, zu deren Freund und zu einem Lehrer. Sie grübelt nicht über Dinge nach, sondern nimmt vieles einfach so hin. Sie wirkt sehr unbekümmert und locker und ist sich klar darüber, dass sie sich jemanden wünscht, der zärtlich zu ihr ist. Manchmal wirkt sie sehr distanziert, aber nicht gefühlskalt. Alle Ereignisse wirken so, als ob sie sie so nebenbei erleben würde, die Schule, das Leben zu Hause,... Sie bildet sich ein, wenn sie von jemandem "besessen" ist, dann muss sie ihn unbedingt küssen. Um dieses Ziel zu erreichen, tut sie alles! Dadurch lernt sie Eric Poole kennen, 17 Jahre alt, ein Mörder. Sobald er ins Bild tritt, wechselt der Autor die Perspektive zu ihm und verdichtet diesen Wechsel, je näher sich die Personen kommen. Dadurch werden die Gedankengänge und Gefühle aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt.
Eric erzählt seinen Weg zum Mörder, seine berechnende Art, die faszinierend, spannend und zugleich abschreckend wirkt. Auf der Suche nach Zärtlichkeit erdrückt er seine Opfer. Er sitzt drei Jahre im Gefängnis, und als er entlassen wird, plant er bereits seinen nächsten Mord. Lori ist aber so fasziniert von seinen Augen ("fixiert"), dass sie ihn unbedingt küssen will. Sie lernen sich kennen, kommen sich immer näher und obwohl sie irgendwann einmal spürt, dass er ein Mörder ist, bleibt sie bei ihm. Durch ihre Unbekümmertheit und auch durch ihr ehrliches Verhalten ihm gegenüber bricht sie immer wieder seine Welt auf.
Es werden vordergründig keine Gefühle beschrieben, aber sie sind deutlich spürbar obwohl die Jugendlichen so scheinbar kühl, berechnend und gedankenverloren reagieren. Ein packender Roman mit unendlicher Tiefe!!

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Eric Poole hat ein schönes Gesicht, ist hochintelligent und hat das Talent, andere Menschen durch perfekt berechnetes Mienenspiel zu beeinflussen. Und er ist Psychopath und Serienmörder. In den Morden liegt für den gefühlskalten, beziehungsunfähigen Eric eine Form von "Zärtlichkeit", nach der er ein unstillbares Verlangen entwickelt. Die Erzählperspektive des jugendlichen Gewalttäters, an dessen Spur sich - gutes altes Krimi-Motiv - ein kurz vor seiner Pensionierung stehender Kriminalist heftet, ermöglicht eine völlig neue, wenn auch genau zu diskutierende und nicht unproblematische Herangehensweise.
Als dritte Figur mischt sich die frühreif und aggressiv ihre Sexualität ausnutzende 15jährige Lori in die starke Dynamik der Handlung. Auf literarisch anspruchsvolle Weise erarbeitet Cormier sein Thema und lässt trotz aller Drastizität und Schonungslosigkeit des Romans vor einem vorschnellen Aburteilen warnen.
Ab 14 Jahren
Inge Cevela