Annotation |
Eigentlich möchte sich Gábor Kolozs mit Literatur beschäftigen, aber der Budapester Gymnasiast bekommt ein Stipendium der Ökonomie in Moskau und stellt sein Wissen dem ungarischen Staat zur Verfügung. Im Grunde ist es Gàbors sehnlichster Wunsch, den engen Verhältnissen seiner Familie zu entkommen und in einer passablen Wohnung ein zwangloses Leben zu führen. Aber, was seinen Freunden offenbar zufällt, gelingt ihm, dem beruflich eher Geradlinigen, nur phasenweise, sodass er schließlich in der schäbigen Behausung seines Vaters landet. Erst als der Vater, Überlebender des Holocaust, stirbt, vergisst der mittellose Gábor zum 1. Mal seine Skrupel: Er verschweigt das Ableben seines Vaters, um dessen monatliche Wiedergutmachung durch eine Schweizer Stiftung einzustreichen; eine gefährliche Entscheidung, weil sich plötzlich - Ironie des Schicksals - das öffentliche Interesse am nahenden 100. Geburtstag des Holocaust-Überlebenden ankündigt. Ein einfallsreicher Roman, der geschickt das Scheitern seines Helden mit der Zeitgeschichte Ungarns verknüpft (vgl. auch "Jugendstil", BA 12/07). (Helga Glaas) |