Mütterlicherseits : Roman

Flöss, Helene, 2010
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Medienart Buch
ISBN 978-3-902719-39-3
Verfasser Flöss, Helene Wikipedia
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Schlagworte Kindheit, Beziehung
Verlag Edition Laurin
Ort Innsbruck
Jahr 2010
Umfang 287 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Helene Flöss
Annotation Wenn man sich nur weit genug zurück erinnert, endet alles in einer schönen unversehrten Kindheit. Helene Flöss kümmert sich im Roman "Mütterlicherseits" um diese feine Art der Erinnerung. Dabei wird nichts verdrängt oder schön gefärbt, vielmehr steht jenes Überlebensrezept zur Disposition, wonach man manche Dinge ungebremst auf sich zukommen lassen muss, damit sie einen nicht verletzen. Mütterlicherseits greift eine umgangssprachliche Formulierung auf, wonach die Herkunft der Menschen immer in Sippschaften beschrieben wird, mütterlicherseits gilt dabei immer als die mütterliche, persönliche, zugängliche Linie, während väterlicherseits meist mit Geschäften, Berufen und Alkohol zu tun hat. Die Hauptfigur Lili ist offensichtlich eine Meisterin des Erinnerns. Schon als Kind deutet sie alles mit einem gewissen Weitblick, damit sie auch später wieder auf diesen Erinnerungsschatz zurückgreifen kann. So werden die üblichen Abläufe einer Verwandtschaft in beinahe märchenhaft klare Sequenzen unterteilt. Lilis Vater wird im VW-Bus von einem Felsbrocken erschlagen und das Unglück wird mit einer simplen Gegenfrage pariert: "Was kannst du für einen Stein, der vom Himmel kommt?" (18) Die Trauer um den Vater, Mutters Beruf als Schneiderin, Onkel Flor, der die Welt in ein Blumenmeer verwandelt: Die Themen durchlaufen die Zeit und können an jeder Stelle der Biographie in neuer Form abgerufen werden. "Vor vierzig Jahren ist Vater gestorben. Sein Leben hört nicht auf. Sein Tod wird rückwirkend gelöscht. Atemnot vor Heimweh. Vor Vatersuche." (71) Über weite Strecken muss Großmutter einspringen. "Jetzt leg dich zum Träumen hin, Kind!" (83) Die Großmutter-Welt ist eine halb erträumte, in ihrer Gegenwart verwandelt sich alles in eine aufregende Substanz der Wahrnehmung. Ansatzlos wird die Zeit gewechselt, es ist vom toten Brüderchen die Rede, das als drei Monate alter Säugling gestorben ist. Somit war es das sogenannte Vorgängerkind, das Lili später anstandslos ersetzt hat. Helene Flöss erzählt scheinbar eine Familiengeschichte, wie sie immer wieder vorkommt. Aber Mütterlicherseits erzählt auch noch von jenem Vorgang, der für ein gelungenes Leben notwendig ist: Vom Einverständnis mit sich selbst und den Vorfahren, den Heldinnen und Helden der Kindheit. "Alles aufbewahren. Alles festhalten. Den Tag festhalten. Jede Kleinigkeit darin, damit Lili weiß, dass sie ist." (275) Daraus entsteht über eine unüberschaubare Menge an Feinheiten etwas kompakt Großes: Das ganze Leben! Helmuth Schönauer